Donnerstag, 25. April 2013

25.April ist Tag der Befreiung

Ich hätte ja nur einfach im Reiseführer nachsehen können, was heute für ein Tag ist. Am 25.April wird das Fest der Befreiung gefeiert, und kein Geschäft hat offen. Dumm, wenn man 15 km vor dem Zielpunkt die letzten Tropfen Flüssigkeit wegtrinkt, um nicht soviel den Berg hinauf transportieren zu müssen. Da bleibt dann nur, Cola-Dosen in der Bar für sündhaftes Geld zu kaufen. Auf der andern Seite war es ein schönes Bild, dass in Syrakus, Noto und Modica ganz Sizilien auf den Beinen ist und im schönsten Sonntagsgewand promeniert. Aber der Reihe nach.
Zur Abwechslung beschloss ich heute mal, das Frühstück im B&B zu probieren, schließlich war es ja im Preis dabei. Serviert wurde es von einer sehr netten Studentin, die sogar ein paar Brocken deutsch konnte. Als nächstes kamen noch 3 junge Italiener aus ihren Zimmern gekrochen, die auch unterwegs in Sizilien waren, allerdings mit dem Auto. Nicht viel später klingelte es und der Freund der netten Studentin kam auf einen Kaffee vorbei ... und wohl auch, um ein wenig auf seine hübsche Freundin aufzupassen.
Zuerst einmal schaute ich mir noch die Sehenswürdigkeiten in der Neustadt an, nämlich das Santuario della Madonna delle Lacrime - eine Figur aus Gips soll Tränen vergossen haben und dadurch zur Heilung von Kranken, Blinden und Stummen geführt haben - und natürlich den Archäologischen Park mit dem Teatro Greco, das im 5 Jh.v.Chr. erbaut wurde. Es war ursprünglich mit 138m Durchmesser und 15000 Sitzen das größte Theater der griechischen Welt. Schon die Römer passten es ihren Bedürfnissen an und verkleinerten es von 61 auf 42 Sitzreihen. Was aber heute angesichts der Mitte Mai beginnenden Spettacoli Classici mit Werken von Aischylos, Sophokles und Euripides über das Teatro Greco hereingebrochen ist, möchte ich schlichtweg als Katastrophe bezeichnen. Fast nichts ist mehr vom Original zu sehen, alle Steine werden mit Holz abgedeckt,
eine riesige Bühne wurde neu errichtet und Scheinwerferanlagen und Lautsprecher bestimmen das Bild. Wäre da nicht noch der  Paradies-Steinbruch - hier wurden die Steine von Sklaven geklopft, allein 7000 Athener starben hier - , das Ohr des Dionysius und das aus dem 3 Jh.n.Chr. stammende Anfiteatro Romano mit den gewaltigen Maßen von 140 x 119 Metern gewesen, ich hätte meine 10 Euro Eintrittsgeld zurückverlangt.
An den Autos im Stau vorbei bog ich schon nach wenigen Kilometern zur Küstenstrasse nach Fontane Bianche ab. Im Meer gab es ordentliche Wellen, das Wasser war grünblau, und auch die Sonne zeigte sich wieder mal. An Avola vorbei ging es eine kleine Strass hoch nach Noto, wo ich erst mal eine kleine Weile suchen musste, bevor ich die ganzen barocken Prachtbauten entlang des Corso Vittorio Emanuel und der Via Cavour entdeckte. Nachdem 1693 das alte Noto durch ein Erdbeben komplett zerstört worden war, entwarf der sizilianische Architekt Giovanni Battista Landolina einfach 15km entfernt ein neues Noto mit großzügigen Plätzen und vielen Kirchen und Palästen. Noto gilt als der Inbegriff des sizilianischen Barock und ist seit 2002 UNESCO Weltkulturerbe. Was mir nicht erst hier aufgefallen ist: man photographiert jetzt immer weniger mit der Kamera, es gibt jetzt unheimlich viele Besucher, die zücken ihr iPad , um Photos zu machen. Für mich wirkt das immer noch befremdlich, wenn jemand plötzlich so ein Teil hochhält. Meistens in einer Klapptasche im DIN4-Format, wo bringt man so etwas unter? Die Bilder scheinen mir aber ganz gut gelungen, ich habe schon einen Blick riskiert.
Nach soviel Kultur hieß es wieder schwitzen. Ging es zunächst in rasender Abfahrt runter nach Roselini, zweigte kurz davor eine kleine Strasse rechts ab nach Modica, die zwar nicht besonders steil war, aber doch immer kleine Gänge erforderte. Die Kilometer zogen sich, aber die letzten Kilometer nach Modica ging es dann wieder abwärts. Durch die wie üblich nicht genauen GPS-Daten des B&B Luna Blu fand ich dieses erst nicht und fragte dann erst nach 17 Uhr wegen des nächsten Geschäfts zwecks Einkauf nach. Das Ergebnis kennt ihr ja - chiuso. So ging ich wenigstens noch den Corso Umberto hoch, besichtigte die Chiesa di San Pietro und saugte das pulsierende Feiertagsleben um mich herum ein. Modica ist übrigens bekannt für seine spezielle Schokolade; diese wird nicht conchiert, sondern nach traditionellem Rezept "kalt" hergestellt und enthält bis zu 90% Kakaoanteil. Da die Zuckerkristalle sich bei diesem Verfahren nicht auflösen, hat die fertige Schokolade eine rauhe, körnige Konsistenz und krümelt beim Zerbrechen. Klar, dass jeder zweite Spaziergänger eine Tüte mit dieser Kostbarkeit mit sich trug.
Mit Getränken versorgt ging ich dann in mein B&B, um meinen Blog zu schreiben. Ja, Leute, das ist echte Arbeit! Deshalb kommen die Bilder auch meistens erst später, wenn ich mal mehr Zeit habe und das Internet schneller ist. Hier hat fast jeder free WiFi, aber die Geschwindigkeit ist wie zu Anfängen von Windows. Bild hochladen und Kaffee trinken gehen.
Ein wenig Respekt habe ich vor morgen, das werden nämlich über 100 km, und es scheint doch ziemlich hoch und runter zu gehen. Ich hoffe, ich pack das vor der Dunkelheit.
Teatro greco ... oder moderno catastrofico ?

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